Einsamkeit im Alter

17.02.2013 12:26
avatar  Rika
#1 RE: Einsamkeit im Alter
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Immer wieder liest man Meldungen über alte Menschen, die unbeachtet in ihrer Wohnung gestorben sind. Erst der Geruch im Haus macht die Bewohner darauf aufmerksam. Jedes Mal wenn ich sowas lese erschrecke ich darüber. Mitten in der Gesellschaft leben Menschen völlig isoliert. Niemand sieht nach ihnen, niemandem fällt es auf wenn sie tagelang nichts von ihnen hören oder sehen.
Neulich hab ich gelesen, daß 40% aller Senioren allein leben.
Allein leben heisst aber nicht, daß man einsam ist. Erstens versteht jeder etwas anderes unter "Allein" sein. Viele Menschen leben gern alleine, fühlen sich dadurch niemals einsam. Sie haben gute Freunde (obwohl solche rar sind) oder Verwandte, mit denen sie regelmäßig Kontakt haben. Zumindest haben sie Hobbys und sind immer aktiv. Diese Menschen wollen garnicht mit anderen zusammen leben und sind glücklich und zufrieden.

Aber es gibt auch immer mehr wirlich einsame Senioren. Der Partner gestorben, oder geschieden. Oft keine Kinder oder diese "haben keine Zeit" sich zu kümmern. Gute Freunde von früher ebenfalls verstorben.
Alte Menschen tun sich schwer neue Kontakte zu knüpfen sagen die Psychologen. Sie haben es meist regelrecht verlernt, da sie ihr ganzes Leben mit "alten" Freunden und Partner verbrachten. Sie wissen nicht mehr wie man "Small Talk" macht um Bekanntschaften zu schließen. Und sie können nicht mehr auf andere Menschen zugehen um den ersten Schritt zu machen.
Viele gehen aber auch nicht mehr aus dem Haus. Entweder aus gesundheitlichen Gründen, oder weil sie sich abgekapselt haben.

Es gibt in jeder Stadt zahlreiche Senioren-Begegnungsstätten gegen Einsamkeit im Alter. Von der Kirche, von der Gemeinde, oder Vereine.
Aber sehr viele Senioren scheuen davor zurück, es fällt ihnen schwer sich in eine Gruppe fremder Menschen zu integrieren.
Psychologen sagen diese alten Menschen brauchen psychologische Hilfe. Aber die meisten Senioren wollen die nicht annehmen. Es ist ihnen zu unbequem, im Alter will man eher seine Ruhe und nichts Neues lernen.
Es gibt Ausnahmen, die hören nie auf zu lernen und neue Bekanntschaften zu schließen. Aber die sind hier nicht gemeint, da diese Menschen niemals einsam sein werden.

Das Internet bietet natürlich viele Möglichkeiten Kontakte zu knüpfen. Aber wer merkt im Internet wenn ein Mensch in seiner Wohnung plötzlich stirbt? Es ersetzt also nicht den stetigen persönlichen Kontakt zu anderen Menschen.

Die Psychologen unterscheiden zwischen "mentaler Einsamkeit" und "sozialer Einsamkeit". Das sei ein großer Unterschied.
Mental einsam ist wer einen Partner oder guten alten Freund verlorer hat, der bis dahin ein Miteinander ermöglichte, dem man sich mitteilen konnte. Solche Menschen sind oft aktiv in Vereinen, kennen jede Menge Leute, sie sind oft nicht sozial einsam. Diese Menschen haben nach der Zeit der Trauer eine Chance gegen die Einsamkeit wenn sie sich nicht abkapseln.
Dagegen sei die soziale Einsamkeit schwerwiegender, denn das seien die Menschen, die keine neuen Freundschaften knüpfen können. Die es verlernt haben. Die sich bereits abgekapselt haben.
Was meint Ihr dazu?

Liebe Grüße, Rika


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17.02.2013 17:26
avatar  Rosie ( gelöscht )
#2 RE: Einsamkeit im Alter
Ro
Rosie ( gelöscht )

Für solch einsame Senioren ist vermutlich das Wohnen in einem Seniorenwohnheim besser, da haben sie Gesellschaft. Aber die meisten Senioren möchten natürlich so lange es geht in den eigenen vier Wänden bleiben, auch verständlich.
Da kann man nur an die Leute appelieren sich um alte Nachbarn zu kümmern, sich immer mal mit ihnen zu unterhalten und zu fragen ob sie was brauchen. Früher war sowas selbstverständlich. Heute kümmern sich oft nicht mal die eigenen Kinder um die Alten, weil sie beruflich so eingespannt sind. Oft wohnen sie in einer anderen Stadt. Und viele Senioren wollen ihren Kindern auch garnicht zur Last fallen.


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17.02.2013 20:49
avatar  EhemaligesMitglied ( gelöscht )
#3 RE: Einsamkeit im Alter
Eh
EhemaligesMitglied ( gelöscht )


Das Problem ist wohl sehr schwer zu beseitigen. Einerseits kümmern sich in der Großstadt keine Nachbarn um den anderen Mitmenschen - solange diese Nachbarn nicht zu laut sind. Andererseits kenne ich auch etliche ältere Mitmenschen, die an dieser Misere selbst Schuld sind. So habe ich hier einige ältere Mitmenschen eine Zeit lang jeden Tag gegrüßt - ohne daß ich nur ein einziges Mal einen "Guten Morgen" oder ein "Guten Tag" erwiedert zu bekommen. Da brauchen sich diese Leute nicht zu wundern, wenn man das Grüßen (... und alles andere) irgendwann enstellt.

Für mich ist da eigentlich die Gemeinde / der Pfarrer / der Postbote gefragt. Wenn der Briefkasten nicht mehr gelehrt wird - dann fange ich mal an nachzudenken, welcher Grund da sein könnte. Früher schaute ein Seelsoger nach den Hinterbliebenen - wie es ihnen geht und was sie brauchen. Heute kümmern sich die Priester nicht mehr um ihre "Schäfchen". Als ich 50 Jahre alt wurde habe ich von meinem Pfarrer nicht einen Besuch bekommen, von der Kirche nicht einmal eine Karte oder einen Brief bekommen. Als mene Mutter 70 wurde wieder von der Kirche nicht ein einziges Wort!
Auch die Gemeinde könnte - wenn sie jährlich für die Rente einen Lebensnachweis braucht - auch einmal von eit zu Zeit nachfragen, wie es einem älteren Menschen geht.

Natürlich sollten sich auch die Nachbarn um die Mitmenschen kümmern - aber auch nur dann, wenn es die älteren Nachbarn zulassen. Viele wollen gar nicht von einem fremden Menschen "belästigt" werden. Schuld daran sind die berüchtigten "Nepper, Schlepper und Bauernfänger", die immer wieder ältere Mitmenschen ausbeuten, überfallen, bestehlen und berauben.

Leider wird es immer wieder passieren, daß erst nach Wochen ein Nachbar tot aufgefunden wird. Das ist jedoch nicht unbedingt eine Frage des Alters: Viele Mitmenschen im "besten Alter" sterben unbemerkt in ihren Wohnungen. Entweder an Krankheiten, Unfällen, Selbstmord ... Leider wird sich das niemals ändern.


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17.02.2013 20:54
avatar  Rika
#4 RE: Einsamkeit im Alter
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Unsere Gesellschaft ist kaputt. Da denkt jeder nur noch an sich und sein eigenes Wohl.
Und die Kirche kassiert nur noch, die tut sowieso nichts mehr. Jedenfalls nicht für Einzelne.
Aber am schlimmsten finde ich alte Menschen, die einsam sind und erwachsene Kinder haben. Aber auch da liegt es oft an den alten Leuten selbst.

Liebe Grüße, Rika


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17.02.2013 21:10
avatar  EhemaligesMitglied ( gelöscht )
#5 RE: Einsamkeit im Alter
Eh
EhemaligesMitglied ( gelöscht )


Das liegt auch daran, daß an als Erwachsener dahin gehen muß, wo es noch Arbeit gibt. Früher konnte man in der Nähe seiner Eltern bleiben - um sich auch um sie kümmern zu können. Zudem schreiten wir immer mehr in Sachen Arbeitsrecht und Entlohnung auf die Zeit zurück, als ein Fabrikant noch ein Alleinherrscher war. Immer mehr soziale Errungenschaften werden abgebaut. Früher konnte eine Familie gut von dem Gehalt eines Brötchenverdieners leben. Da konnte ein Elternteil zu Hause bleiben - und sich um die Erziehung der Kinder kümmern. Nach Jahren oder gar Jahrzehnten - ohne einem Ausgleich zu den Preissteigerungen und dem Währungsverfall ist es heute nicht mehr möglich, daß ein Elternteil zu Hause bleibt. Um über die Runden zu kommen müssen beide Ehepartner arbeiten gehen. Da bleiben sowohl die Kinder - als auch die Eltern zurück.
Ein weiterer Hinderungsgrund ist, daß alle Wohnungen nur noch für Eltern - und höchstens zwei Kinder zugeschntten sind. Da ist es gar nicht mehr möglich, daß die Eltern bei den Kindern (wie früher) unterkommen können.

Sowohl der Arbeitgeber, als auch der Staat wollen ja, daß ältere Mitmenschen einfach ins Altersheim gesteckt werden. Dabei wäre es doch wohl die Lösung, wenn die Großeltern - wie früher - die Erziehung der Eltern unterstützen könnten. Ich wurde noch in einer "Großfamilie" aufgezogen. Mein Vater ging arbeiten - während meine Mutter sich um Haushalt und uns Kinder kümmerte. Meine Großeltern väterlicher Seits wohnten bei uns und kümmerten sich ebenfalls um unsere Erziehung. Durch sie habe ich viele alte Märchen, Geschichten der Heimat und Geschichten aus der "Guten alten Zeit" kennengelernt. Sehr schade, daß es heute nur noch beruftätige Eltern mit Kindern als Familie gibt.


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17.02.2013 21:13
avatar  Rika
#6 RE: Einsamkeit im Alter
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Genau, es liegt einfach an dem politischen System und an der wirtschaftlichen Lage der Bürger. Allerdings gibt es auch sehr viele Familien, da würde auch der Verdienst des Mannes reichen (Frauen verdienen ja immer noch in der Regel weniger), aber die Ansprüche der Menschen sind sehr gestiegen.

Liebe Grüße, Rika


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17.02.2013 21:27
avatar  EhemaligesMitglied ( gelöscht )
#7 RE: Einsamkeit im Alter
Eh
EhemaligesMitglied ( gelöscht )


Es stimmt, daß die Ansprüche der Arbeitnehmer gestiegen sind.
Allerdings sind auch die Ansprüche der Arbeitgeber und der Großverdiener gestiegen. Früher hatte ein Fabrikbesitzer eine Villa - und ging ein Mal im Jahr in den Urlaub oder auf "große Reise". Heute haben Konzernchefs ein Konto in der Schweiz, mehrere Villen überall (Bermudas, Schweiz, USA ...), mehrere Luxuswagen, schweren Schmuck für die Frau ...

Auf beiden Seiten sind die Lebensumstände gestiegen. Aber ich wette, daß es auch heute möglich wäre, daß in Arbeiterfamilien ein Ernährer (ob nun Frau oder Mann) reichen würde, wenn die Arbeitgeber faire Löhne zahlen würden. So bleibt es dabei, daß einige Gewerkschaften eine kleine Lohnerhohung erreichen - während andere Arbeiter kaum Lohnerhöhungen bekommen. Dabei paßt sich der Lohn nie so schnell an die Realität an - wie es die Preiserhöhungen und der Währungsverfall eigentlich fordern.


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28.06.2013 19:08
avatar  Rika
#8 RE: Einsamkeit im Alter
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Das stimmt alles. :twinkle"
Aber es gibt ja nicht nur Arbeiterfamilien. Ich kenne selbst Familien, da ist der Mann in leitender Position oder Ingeneur. Der verdient 10 mal so viel als ein Arbeiter. Aber trotzdem arbeitet die Frau auch noch mit. Die einen weil sie sich sonst nicht ernst genommen fühlen (Emanzen), die anderen weil sie "ihr eigenes Geld" haben wollen sowie ihr eigenes Auto u.s.w.
Es gibt grosse Unterschiede. Bei den einen würde es gehen, bei anderen wirklich nicht.

Liebe Grüße, Rika


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28.06.2013 20:18
avatar  Gisela ( gelöscht )
#9 RE: Einsamkeit im Alter
Gi
Gisela ( gelöscht )

Das ist schon ein schweres Thema. Die heutige Gesellschaft ist sehr kalt geworden. Da schaut leider jeder nur, daß er selber alles hat und es ihm selber gut geht. Andere Menschen, ältere Menschen sind völlig nebensächlich.


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28.06.2013 20:32
avatar  Rika
#10 RE: Einsamkeit im Alter
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Manche Menschen, die ihr Leben lang ohne Hilfe für sich selbst gesorgt haben, sind auch zu stolz Hilfe anzunehmen.
Dazu tendiere ich vielleicht auch ein wenig. Ich hab immer alles allein ohne Hilfe geschafft.

Liebe Grüße, Rika


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28.06.2013 20:37
avatar  Gisela ( gelöscht )
#11 RE: Einsamkeit im Alter
Gi
Gisela ( gelöscht )

Rika, aber das kann einem ganz schön an die Substanz gehen. Denn man hilft ja sehr gerne. Und es ist schon bitter, wenn man es nicht darf. Ich konnte früher auch keine Hilfe annehmen. Aber ich habe immer geholfen, was aber sehr oft ausgenutzt wurde. Aber ich konnte nicht nein sagen.
Beides kann ich heute ganz gut, hab aber doch sehr lange dazu gebraucht.


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28.06.2013 20:46
avatar  Rika
#12 RE: Einsamkeit im Alter
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Ja das ist das seltsam widersprüchliche: Ich versuche immer ohne Hilfe auszukommen, aber ich selbst helfe wo ich kann und gern.

Liebe Grüße, Rika


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13.01.2014 18:46
avatar  Susanne ( gelöscht )
#13 RE: Einsamkeit im Alter
Su
Susanne ( gelöscht )

Ich glaube unter "Einsamkeit" versteht man nur wenn Menschen allein sind, es aber eigentlich nicht wollen und damit unglücklich sind.
Es gibt sehr viele Menschen, die völlig zufrieden sind allein zu sein. Sie sind so beschäftigt mit Interessen, daß sie sich nie einsam fühlen.
Natürlich kann es im Alter passieren das sie Hilfe brauchen. Aber dafür gibt es heute auch Organisationen, die alten Menschen beistehen. Ist sicher kein Ersatz für Angehörige und Freunde, aber niemand muß ohne Hilfe auskommen. Er muß sich nur melden wenn er Hilfe braucht.


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13.01.2014 19:46
avatar  Molly ( gelöscht )
#14 RE: Einsamkeit im Alter
Mo
Molly ( gelöscht )

Das stimmt Susanne. Ich lebe auch allein und leide kein bischen drunter. Ich möchte garnicht anders leben.
Bin ich dann schon ein "Eigenbrötler"? Wenn ist mir das auch egal.


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13.01.2014 22:27
avatar  Lenchen
#15 RE: Einsamkeit im Alter
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Eigenbrötler? Na und???

Ich bin gern allein, zu viele Menschen auf dem Haufen kann ich nicht mehr vertragen.
Aber ich halte Kontakt zu meinen Kindern, die nicht bei mir leben, sind ja schon erwachsen, und zu Freunden.
Trotzdem gebe ich nicht täglich ein Lebenszeichen und es gibt Tage, da ruft mich auch keiner an. Na und?
Mir passt es so.
Wenn ich in meiner Wohnung sterben würde, läge ich halt da rum ... würde mich selber wahrscheinlich nicht stören.

Liebe Grüße vom Lenchen
Wenn du etwas haben möchtest, was du noch nie gehabt hast, dann musst du etwas tun, was du noch nie getan hast. chinesische Weisheit

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